Montag, 10. Dezember 2007

Verschwende Deine (Rest-)Jugend

06:47 Frei nach Kafka: Den Zug verpasst. Geweint. Ich bin Pragmatiker und bin erst mal vespern gegangen. Schinkentaler und Kaba bei der Roders Bäcki in der Bahnhofstraße.

07:35 So jetzt kommt der nächste und rein mit uns.

07:38 In Wilhermsdorf sollte uns eigentlich der zum Fahrplanwechsel neu eingerichtete Zug erwarten. Dieser soll die im letzten Jahr vom ICE gerissene Taktlücke zwischen 07:35 und 09:26 wieder auffüllen. Uneigentlich, und das erfahre ich mal wieder nicht vom Zugbegleiter, ist mal wieder jemand an einem der Laubendorfer Bahnübergänge verunglückt.

07:42 Die Durchsage im Zug, dass „der Gleis“ gesperrt sei. Ich wusste es: Die Bahn ist Männersache.

07:55 Neues vom Zugbegleiter: Wir haben die freie Wahl. Entweder wir bleiben in dem Zug sitzen und fahren zurück nach Markt Erlbach oder wir können aussteigen. In mir kämpfen Taktik und Bequemlichkeit einen harten, schmutzigen und äußerst unfairen Kampf. Anruf bei der Bahn, Schienenersatzverkehr sei bestellt, der Todesstoß für die Bequemlichkeit.

08:00 Die Taktik hat gewonnen, während meine Leidensgenossen im Moment nach Erba tuckern, endet nach wenigen Sekunden die bis zu dreißig minütige Wartezeit auf den Ersatzverkehr: Zwei Oldtimer biegen gerade hupend um die Ecke. So etwas wie Freude keimt auf, beinahe: Wäre ich nicht in Begleitung dieser nervigen 10. Klasse, die gerade kein gutes Licht auf unser Schulsystem im Allgemeinen und unsere örtliche Hauptschule im Besonderen wirft. Ich weiß zwar nicht, ob das Sozialkundelehrer sind, zum Glück sind es nicht die Lehrer meiner Schwester.

08:02 großmauliger Busfahrer, antwortet auf die Frage, ob wir den Zug in Siegelsdorf erreichen? Selbstverständlich, da fahren doch so viele. Die Crux: Bis zum Fahrplanwechsel war der Zug um 08:39 der einzige Zug zwischen 08:00 und 09:30 Uhr. Der seit heute neue Zug steht verunglückt in Laubendorf. Das ist mir eine innere La Ola wert. Wenige Minuten später werden wir in einer abenteuerlichen Schleifenfahrt den Laubendorfer Bahnhof ansteuern.

08:10 Uhr Laubendorf, irgendwie wartet weder jemand in Laubendorf auf den Bus, noch wäre dort jemand am verunglückten Zug aufzunehmen. Weiterfahrt verzögert sich, der Busfahrer hat sich festgequatscht.

08:12 Uhr Die Lehrer haben das Thema gewechselt, wurde eben noch über den Börsengang der Bahn und über die Übernahme eines noch zu verhandelnden Tarifvertrags zwischen GdL und Deutscher Bahn auf die Mitglieder von GDBA und Transnet diskutiert und dabei wildeste Zusammenhänge mit der Nichtexistenz von Bahnübergängen in Laubendorf im Besonderen und auf der Zenngrundbahn im Allgemeinen konstruiert befinde ich mich plötzlich in einer Vorrunde von Dalli Dalli. Die Spielpaarung lautet: Frustrierte Berufspendler gegen Überforderte Pädagogen. Die überforderten Pädagogen erhielten von Hans Rosenthal selig die Aufgabe: „Sie sind Mitarbeiter bei der Bahn und vor einem ihrer Züge liegt ein Unfallopfer: Wen rufen Sie alles an? Dalli Dalli!“ Pfarrer und Polizei waren doppelt, das führte nach Beendigung der Spielrunde leider zu Punktabzug, dafür würden die Lehrer wohl nie die Staatsanwaltschaft verständigen. Schade, ich bin der Meinung, dass das nicht Spitze war, denn irgendwer muss mal administrativ intervenieren und die Streckensperrung wieder aufheben ...

Kurz darauf übermannt mich die Müdigkeit, wieso sehe ich mich in der Leidensnachfolge von „Bernd das Brot“, dessen regelmäßiger Wunsch nach einer gnädigen Ohnmacht stets erfüllt wird.

Als ich wieder aufwache durchfährt der Bus den Seukendorfer Kreisel, leider nicht auf dem kürzesten Weg. :-P Wie es wohl den Sitzenbleibern in Erlbach geht?

08:39 Siegelsdorf: Der Zug nach Nürnberg fährt ab. Wir haben von der Seukendorfer Straße oben beim Plus eine wunderbare Aussicht auf die Bahnstrecke.

08:41 Endlich, jetzt sind wir auch am Bahnhof. Hätte ich mit Bob, dem Busfahrer (Jo, wir schaffen das!) vielleicht doch besser um Geld wetten sollen? Was soll es, immerhin hat die Bahn entgegen ihrem Standardspruch „Es ist immer eine schlechte Zeit, um einen Schienenersatzverkehr zu organisieren“ es verdammt zügig geschafft Busse zu organisieren.

08:42 Glück gehabt. Der Zug, der in Laubendorf steht hätte gegen 08:15 Uhr von Markt Erlbach nach Fürth fahren sollen, die Abfahrt wäre in Siegelsdorf um 08:54 gewesen. Und auf Gleis 4 steht ein Zug! Und er soll um 08:54 Uhr fahren! Die Schulklasse steht schon wieder im Weg. War ich als Kind auch immer so oft zur falschen Zeit am falschen Ort?

08:50 Im Zug nerven zwei Rentner, die einerseits über ihre Anschlüsse in Fürth diskutieren, andererseits wohl mit Reiseplanung und Umsetzung derselben dezent überfordert sind. Einerseits versteht er nicht, wie sie eine Verbindung buchen konnte, bei der man in Fürth umsteigen muss, andererseits verstehen beide nicht, wieso man auf Anschlussreisende warten sollte. Mein Unverständnis weswegen der Zug nicht die drei Minuten auf die Leute warten sollte, die wegen eines Unfallopfers nicht ganz unkompliziert zur Arbeitsstätte, zum Ausbildungsplatz, zur Schule kommen sollen teile ich der Dame und dem Herren mit. Selbstsüchtiges Pack.

09:08 Ankunft auf Gleis 6 in Fürth mit zwei Minuten Verspätung, der Regionalexpress, zu dem die Herrschaften müssen fährt statt um 09:12 um 09:17 ein. Ich für meinen Teil nehme den 67er um 09:26 und bin um kurz nach 10 auf Arbeit. Endlich.

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Wikipedia und Zensur

Der Einfachheit halber erlaube ich mir ein an der Grenze zur Urheberrechtsverletzung" schrammendes Vollzitat des werten Mitwikipedianers Eike Sauer . Der Beitrag stand bis vor kurzem auf seiner Benutzerseite und stand dort unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation und hat jetzt bei einer mindestens genauso geschätzten Kollegin Streifengrasmaus Unterschlupf gefunden.

Oft beklagen Teilnehmer, deren Beitrag in der Wikipedia gelöscht wurde, "Zensur". Unabhängig davon, ob ihre sachbezogene Kritik im Einzelfall berechtigt ist oder nicht - Zensur ist die Löschung nicht.

Die Wikipedia definiert Zensur derzeit als "ein Verfahren eines Staates bzw. einer einflussreichen Organisation oder eines Vertreters davon, um durch Medien vermittelte Inhalte zu kontrollieren, unerwünschte Aussagen zu unterdrücken bzw. dafür zu sorgen dass nur erwünschte Aussagen in Umlauf kommen." Die Betroffenen in der Wikipedia haben tatsächlich das Gefühl, es würden Inhalte kontrolliert und Aussagen unterdrückt. Das ist sogar der Fall. Wenn auch eher nicht - wie oft unterstellt -, um "Die Wahrheit" zu unterdrücken, sondern weil der gelöschte Text eklatante Schwächen hatte, zum Beispiel in Sachen Neutralität oder Relevanz.

Was zu einer Zensur allerdings immer fehlt, ist die "einflussreiche Organisation", die die Medien in ihrer Gesamtheit in der Hand hat. Ja, Wikipedia kontrolliert, was in der Wikipedia steht. Aber nicht, was in anderen Medien steht. Zu einer Zensur würde gehören, dass wir zum Beispiel auch verhindern, dass der Autor den Text auf seine Website stellt. Ein echtes Zensur-System (wie das von China ausgeübte) muss das beeinhalten.

Was die Wikipedia macht, ist nichts anderes, als was wohl alle anderen Medien auch machen: Ihren Inhalt selbst bestimmen. Niemand käme auf die Idee, einen Artikel an die BILD-"Zeitung" zu schicken und bei Nichtabdruck "Zensur" zu rufen. BILD bestimmt, was in BILD steht. Und Wikipedia bestimmt, was in der Wikipedia steht. Ein ganz normaler Vorgang. Sicherlich bei der Wikipedia etwas unübersichtlicher als bei anderen Medien, da die Wikipedia keine feste Hierarchie, keinen Chefredakteur hat - aber eine ganz normale Sache.


Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.

Bin dann mal weg, wenn Wikipedia schon so boshaft zensursiert, bin ich mal weg. Muss die Anmeldeformulare zur ZÖD holen, wenn schon, dann muss Jimbo auch seinen Beitrag leisten.

Dienstag, 27. November 2007

Um den zahlreichen Aufforderungen nachzukommen ...

Seit Wochen stapeln sich in meinem Posteingang die Aufforderungen Zurück zu rufen. Wenn es die Flut an sinnlosen 100-Euro-Pokerhöllen-Gutscheinen und Interessiert-doch-eh-niemanden-Umfragen einzudämmen hilft, bitteschön:

ZURÜCK!!!

Sonntag, 25. November 2007

Öch woiß nöcht wos soll ös bödoitön ...

Gerne hätte ich jetzt das Gedicht mit dem Leberkloß zitiert, aber nachdem ich das jetzt nicht finden kann, fühl ich mich halt wie der Seele-Fant, onöndlöch trorög. Zusammen mit dem Freund, der mir neulich die Eintrittskarte für das Gladbachspiel spendiert hat, habe ich mich mit ihm bei einer Quizshow für Kandidatenpaare beworben. Einige Tage später lag die Einladung im Briefkasten. Rückblickend bedaure ich den Satz, dass es zwar keine Kleiderordnung gäbe, aber falls wir eine Tracht im Kleiderschrank hätten, man sich freute, sofern wir sie anzögen, nicht ernster genommen habe. Nicht das ich Besitzer oder Fan von soetwas wäre, aber man verbiegt sich ja einigermaßen für so manches.

Am späten Vormittag kamen wir jedenfalls in dem Hotal an, in dem das Casting stattfand. Während der spannenden Wartezeit tauchte ein Pärchen in Landhausmode auf und stellte uns in breitestem Bairisch im Foyer die Frage, wo denn das Foyer sei. Ich hielt es mit Winston Churchill („Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist Deine Chance.“) und ging zwei Zentimeter größer ins Casting. Dort wurden wir mit der lustigen Aufgabe konfrontiert uns gegenseitig in dreivier Sätzen
vorzustellen, dann kamen 25 Wissensfragen und die waren an sich recht einfach. Trotz Unlust zum Mut zur Lücke habe ich es für überflüssig gehalten zu wissen, mit welchem Team Nikki Lauda 1975 Formel-1-Weltmeister wurde. Also mindestens 24 von 25 Fragen richtig.
Und dann der Schlag ins Gesicht, wir wurden abgelehnt. Stattdessen wurden die beiden Landhauskasper genommen. Das wirft bei mir Fragen auf?

Sind wir zu langweilig? Gut, ich hab meinen Kollegen nicht im Internet kennengelernt und mich nach vier Wochen mit ihm verpartnert, um aus Steuerspargründen in einem Kajak auf der Donau ein Tieraltenheim zu eröffnen um damit die Raten für sein Eigenheim und mein Lehramtsstudium für Wissenschaft und Froschzucht zu finanzieren.

Waren wir zu gut? Gut, wer 24 von 25 Fragen beantworten kann, der schafft auch den Höchstgewinn. Nachdem solche Quizshows aus den Einnahmen aus Werbung und den 0137-Hotlines finanziert werden und für den Fall des Hauptgewinns eine Versicherung abgeschlossen wurde und die Prämien im Schadensfall steigen, ist es klar, dass zu gute Kandidaten abgelehnt werden, oder?

Ich glaub meinem Ego geht es wieder besser, bin mal kurz weg, mich bei Jauch bewerben ...

Donnerstag, 22. November 2007

100 gute Gründe Deutsche zu mögen (2)

„Das wahre Geheimnis des Glücks ist aber wohl eine alte tokelauanische Tradition. Wer nervt, wird in ein Kanu gesetzt, bekommt eine Angelschnur mit - und ab gehts, hinaus in den unendlichen Pazifik. So sagt man wenigstens - und es muss stimmen; sonst wären sie längst in der westlichen Zivilisation angekommen.“

Hans Tschech weist uns am Freitag, den 16. November 2007 im „Ende der Welt“ auf Bayern2 mit, dass solche Extremmaßnahmen in Deutschland (leider) nicht möglich seien. Liegt es an der Geographie (kein Atoll!) oder an den liebenswerten Deutschen. Ich bin mal mutig und entscheide mich auf Grund der Kategorie für letzteres.

Bin mal kurz weg, Kanu und Angelschnur verstecken ...

Samstag, 27. Oktober 2007

You never walk alone ...

Jeder der mich kennt, weiß das Sport eigentlich nicht so ganz mein Ding ist. Dank der Kommerzialisierung des Spitzensports und der Verlegung des Greutherspiels von Sonntag auf Freitag hatte mein geschätzter Kollege noch eine Karte im Gladbecker Gladbacher Block übrig. Und nachdem keiner meiner Kollegen Zeit oder Lust oder Interesse hatte hatte ich plötzlich eine Freikarte im Block H auf der Gegengeraden. Jetzt kenn’ ich Fußball ja nur aus dem Schulunterricht oder aus dem Fernsehen, aber war das schon immer so, dass die unterschiedliche Schuhe tragen? Der kleine hatte giftgrüne, der andere schwarze Schuhe. Und das schlimmste: Bis ich gecheckt hatte, dass es gut wäre, wenn die Fürther besser den Ball nach links spielen und dort ins Tor bringen sollten, war es fast zu spät. Denn da war schon Halbzeitpause und ich musste mich umstellen und mir merken, dass es besser wäre wenn die Fürther mit den giftgrünen, schwarzen, gelben und blassblauen Schühlein jetzt besser auf das rechte Tor spielten. Offensichtlich gelang mir das schneller als den Jungs von Greuther Fürth, was dann mitunter auch das 1:3-Endergebnis erklären könnte. Wenn eine Fussi-Niete wie ich schon checke, dass man das Runde in das Eckige tun sollte, wenn einem die Chance dazu gegeben wird und kompetenztechnisch dazu in der Lage ist, dann sollte man das erst recht tun, wenn man dafür auch noch bezahlt wird, oder?

Bin mal kurz weg, mir überlegen ob ich ein Kicker-Abo und/oder eine Dauerkarte im Ronhof brauche ...

Freitag, 26. Oktober 2007

100 gute Gründe Deutsche zu mögen (1)

Man weiß die Deutschen zu schätzen, sofern sie uns nicht die Arbeitsplätze wegnehmen. Sie sind gut ausgebildet, sprechen eine ordentliche Sprache, und sie schlachten keine Hammel in der Badewanne.

Fred David ist Journalist und lebt in St. Gallen und er
weiß was die Schweizer an deutschen Gastarbeitern zu schätzen wissen.

Gehört im Politischen Feuilleton des Deutschlandradio Kultur vom 25. Oktober 2007 über das Verhältnis der Schweizer zur rechtsnationalen Schweizerischen Volkspartei.
Hier nachzulesen und hier als .mp3

Bin mal kurz weg, Hammel und Duschvorhang holen ...

Montag, 22. Oktober 2007

Jetzt aber ...

Am 5. Oktober schrieb ich:

08.20: Emskirchen, beschissenes Wetter, die Frisur versaut. Ich überleg mir die GDL wegen seelischer Grausamkeit oder so zu verklagen. Aber da nehm ich besser nicht das Arbeitsgericht Chemnitz.

Am 21. Oktober schreibt unter anderem Spiegel Online:
„Vor lauter Ärger über den Bahn-Streik schreiten frustrierte Fahrgäste zu extremen Mitteln: Bundesweit sind wegen der Zugausfälle Strafanzeigen gegen Bahnchef Hartmut Mehdorn und weitere Konzernverantwortliche gestellt worden.“

Die Situation der GDL, der Bahn und deren Privatisierung haben die Herren Becker und Jünemann in der WDR2 Westzeit, wie ich finde, recht gut zusammengefasst. (Real Player benötigt, Länge: 2'44'')

Während ihr das hört, bin ich mal kurz weg, Papier und Stift holen ...

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